Turbulente Märchenpremiere mit lautem Rufen nach Zugabe

...Franziska Ritter hat das unsentimentale Rosenrotschneeweißchen auf die Bühne gebracht. Ausstatter Toto hat den gesamten Bühnenraum waldmoossamtig ausgeschlagen. In den leeren Austoberaum wird nach Bedarf ein "Wohnschrank" eingehängt, ein riesiger Knorrbaum mit Tentakelarmen (Norman Krutzfeld/Sascha Gluth) eingeschwebt. Ansonsten ist die Szene frei für die Suchaktionen des Johannprinzen. Diesen spielt mit herzlicher Unbekümmertheit Eckhard Doblies. Wenn der lange Kerl sich zur Nachtruhe in seinen Plüschkoffer einknickt und um Weckrufe bei Gefahr bittet, bricht ein Orkan im Publikum los. Sascha Gluth ist ins brummende Bärenfell verbannt. Am Ende darf er strahlen und küssen. Gerda Haase ist eine vom Ausstatter übervoluminös aufgeputzte Mutter. Da macht Franziska Ritter eine schöne Gluckenfigur draus. Lustig auch, wenn man sich/ob der mütterlichen Fülle) im Dreierbett auch im Dreiertakt schnarchschlummernd wendet.
Das Titelpaar ist mit Kristin Giertler und Corinna Breite gut besetzt. Liebreizend wie klug und mutig beherrschen sie die Szene, suchen im Parkett mal Pilze, machen ihre Erfahrungen wie Gutsein vom Bösen gedankt wird, werden resoluter, emanzipieren sich in der Auseinandersetzung. Vor allem ist das alles sprachlich auch hörenswert!
Thomas Kressmann wieselt als giftgrünes Zwergenwesen mit großem Schatzbeutel bös keifend durch den Phantasiewald, bringt die Zuschauer zum Kochen. Als breitschnabliges Hilfswesen ist ihm Uwe Lindberg zum Kobolzen von der Regie an die Seite gegeben. Er dynamisiert das böse Paar, mit pantomimisch-balletthaft-akrobatischen Mitteln. Dadurch bekommt das Böse eine gefährliche Agilität.

Magdeburger Volksstimme
Dr. Hermann Berger